Am vergangenen Donnerstag, 5. Januar, staunte ich nicht schlecht, als ich die Talk-Sendung „Studio um 17 Uhr“ im 1. Programm des Slowenischen Rundfunks hörte. Wenige Stunden zuvor war Papst em. Benedikt XVI. beigesetzt worden.
In der Gesprächssendung von Radio Slovenija ging es um den Theologen Joseph Ratzinger und seine jahrzehntelange Publikationstätigkeit, um sein Pontifikat als Benedikt XVI. und die Bedeutung des „revolutionären Amtsverzichts“. Dieser wurde von den Studiogästen – einer Journalistin und zwei Theologen – einhellig so gedeutet: Benedikt XVI. hat gerade durch diesen Akt nochmals deutlich werden lassen, worin sein theologisches Lebenswerk besteht: Alle, die „zu einem Dienst in der Kirche bestellt sind“, sind dies vorläufig. Letztlich ist es Christus, der nicht nur beruft, sondern der durch die Bediensteten schlussendlich immer selbst wirkt. Wir alle, bis hinauf zum Papst, sind ersetzbare Eingesetzte. In seinen kurzen Antrittsworten am 19. April 2005 hatte der Neugewählte es ja gesagt: die Tatsache tröste ihn, dass der Herr mit ungenügenden Werkzeugen zu arbeiten und zu agieren weiß.
Vielleicht konnte nur einer, der Christologie, Ekklesiologie und Papst- bzw. Kirchengeschichte so gründlich kannte und mit den Regeln so gut vertraut war wie Benedikt XVI., diesen Schritt wagen und das Amt auf diese Weise entsakralisieren. Tritt ein Papst zurück, wird er ja nicht einfach ‚Ruheständler‘, zieht sich jedoch aus den aktiven Verpflichtungen zurück, wie ein alt und gebrechlich gewordener Vater ja auch seine Vaterschaft nicht einfach hinter sich lässt, wohl jedoch Aufgaben praktischer Art den Jüngeren, Kräftigeren überlässt. Für diesen Mut, den dramatischen Schlusspunkt eines insgesamt mutigen Pontifikats, wie auch für die Amtszeit selbst gab es Lob beim Slowenischen Radio.
. Päpste kommen und gehen. Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. Das ist die Botschaft. Benedikt habe, so hieß es, Häme und Spott, aber auch ehrliche bittere Enttäuschung über moralische Missstände in der katholischen Kirche mit voller Wucht abbekommen und sie „demütig und mit Liebe zur Wahrheit“ getragen und aufgegriffen. Vieles habe dabei gar nicht ihm persönlich gegolten, sondern sich auf frühere Jahrzehnte bezogen. Der Papst sei der erste gewesen, schon als Kardinal, der im Gegensatz zu vielen Kurialen ehrliches Interesse, ehrliche Erschütterung gezeigt habe, als die Missbrauchsfälle in zunehmender Zahl gemeldet wurden. „Konservativ“ sei er höchstens in dem Sinne gewesen, dass er nicht von der Wahrheit lassen wollte, dass der historische Jesus und der verkündete und geglaubte Christus vernünftigerweise als identisch und authentisch zu betrachten seien.
Erstaunlich, diese klaren Worte gerade in einem durch und durch säkularen und oft betont kirchenkritischen Medium gehört zu haben.